Staatsschulen haben es in Tansania nicht einfach: Sie sind an die Strukturen eines Staates gebunden, der kaum Geld in Bildung investieren kann. Eine Klasse besteht aus 100-200 Kindern (durchschnittlich😐). Material gibt es keines ausser Wandtafel, Kreide und einem einzigen Heft pro Kind. Das Einkommen liegt unter dem Durchschnitt und reicht nicht aus, eine Familie zu ernähren. Lehrpersonen werden in Schulen eingeteilt, egal wo – Bewerbungsverfahren gibt es nicht.
Klingt nach einem Traumjob, oder? Bei diesen Verhältnissen ist es einmal mehr offensichtlich, weshalb oft nur jene Personen LehrerInnen werden, welche sonst keine anderen Alternativen haben. Etwas genauer habe ich die staatliche Schule Ilkiurei in Mianzini in einem früheren Blog beschrieben. Wir durften diese Schule vor Ort besuchen, um einen besseren Einblick ins Schulsystem zu erhalten. Beim Abschied stellte ich Beatrice, der Schulleiterin, das Swiss School System vor und drückte ihr meine Karte in die Hand.
Vor etwa einem Monat kontaktierte mich Schulleiterin Beatrice. Die aufgeschlossene Powerfrau mit einem bemerkenswert guten Englisch wollte mehr zum Swiss School System erfahren. Sie hatte unsere Website studiert und fragte nun nach, ob auch staatliche Schulen mit unserem System arbeiten können. «Was, wirklich, ja natürlich😊», war meine aufgeregte Antwort! Staatlichen Schulen gehören grundsätzlich zu unserem Zielpublikum, da die Kinder aus sehr armen Familien stammen und gute Bildung dringend benötigen.
Gerne stelle ich euch Teacher Richard Kalembe vor, der nun seit letzter Woche in der Baby-Klasse (Vorschule) mit Swiss School System unterrichtet. Mr. Kalembes Klasse besteht aus 139(!) Kindern. Das Ziel der Baby-Klasse ist es, in einem Jahr alle Buchstaben und Zahlen zu lernen, um in die erste Klasse zu wechseln. Die Unterrichtsmethode dafür ist, man muss gar nicht raten, der Frontalunterricht 😶 Mr. Kalembe steht stundenlang an der Wandtafel und «rattert» die Buchstaben der Reihe nach herunter, welche die Kinder in Trance auch stundenlang wiederholen, tagein, tagaus.
In der Baby-Class kommt das Swiss School System wie gerufen. Die 5-jährigen Kinder haben nun das besondere Privileg zu malen, singen, Türme zu bauen, zu spielen und vieles mehr. Teacher Kalembe ist nun schon in Woche 2 des Onboardings und hat verständlicherweise noch viel zu lernen – seine Motivation ist jedoch unschlagbar! Lehrpersonen schätzen das Swiss School System wegen seiner vielfältigen Aktivitäten - endlich mal was Anderes als das ABC zu rezitieren😊. Unser Coach Roseline steht zweimal wöchentlich tatkräftig zur Seite.
Richard Kalembe wird im Onboarding-Prozess, unserer 10-wöchigen Lehrerausbildung, hauptsächlich auf Swahili unterrichten, muss lediglich English verstehen, um unsere Skripts zu lesen.
Wir sind unheimlich dankbar für solche innovativen Schulleiter wie Beatrice und experimentierfreudige Lehrer wie Richard Kalembe! Genau solche Menschen braucht Tansania! Nur mit Eigenantrieb der Erzieher und Mut zur Bildung kann Veränderung geschehen.
Ich halte euch natürlich auf dem Laufenden. Drückt uns für diesen Pilotversuch die Daumen😊